Versuche es noch einmal

Liebe Pfarrgemeinde!
Wir befinden uns immer noch in einer großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise und ihr Ausmaß ist immer noch nicht wirklich abzuschätzen. Sicher, manche spüren weniger davon aber manche wissen nicht, wie es weitergehen soll.
Ich halte auf jeden Fall das Krisenmanagement in Österreich für sehr professionell angesichts der noch nie dagewesenen Situation. Auch die Information, die allen zuteilwird, gehört hier dazu und ist für den Erfolg der getroffenen Maßnahmen wesentlich verantwortlich.
Dazu gehört unter anderem die ständige Wiederholung, Abstand zu halten und zuhause zu bleiben.
Es genügt nicht, einmal oder zweimal darauf hinzuweisen, immer wieder müssen wir das hören und lesen, damit wir realisieren können, dass diese Botschaft wirklich wichtig und notwendig, ja lebensrettend ist!
Einmal ist keinmal! Sagen wir ja auch hin und wieder und meinen damit, dass wir manche Dinge öfter versuchen müssen, damit sie gelingen, oder sagen müssen, damit sie gehört werden!
Denken sie zum Beispiel auch an die Zusage: Du bist ein liebenswürdiger Mensch! Oder: Ich liebe dich! Können sie das beim ersten Mal schon glauben und für wahr halten? Genügt es, das einmal zu hören? Oder braucht es da nicht einige Wiederholungen?
Dieselbe Dynamik begegnet uns auch im heutigen Evangelium.
Jesus ging es da nicht anders, der Ostermorgen allein war nicht genug, um sich und das Wunder der Auferstehung verständlich zu machen.
"In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal.
Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise...."
Die vorangegangenen Erscheinungen waren anscheinend nicht überzeugend genug, die Jüngerinnen und Jünger konnten es nicht glauben. Er zeigte sich ihnen noch einmal, damit sie endlich diese lebensrettende Botschaft begreifen.
Selbst Petrus, auf den Jesus große Stücke hielt, ging zurück in seinen alten Beruf, als Fischer am See von Tiberias.
Jesus war sich nicht zu schade, es noch einmal zu versuchen, obwohl sie doch längst hätten verstehen können, verstehen müssen. Aber sie waren mit Blindheit geschlagen, heißt es bei Lukas in der Emmaus Geschichte.
Da bekommen sie den Hinweis, es auf der rechten Seite des Bootes zu versuchen. Übersetzt auf der Seite Gottes, also, dort, wo Gott mit ihnen ist. Und siehe da, es gelingt, der Fang war überreichlich zur Überraschung aller.
Geht es uns nicht auch oft so?
Wir tun alles und mühen uns ab, für eine Sache, mit einer Person, dem Partner, dem Kind, dem Vater, der Mutter, dem Arbeitskollegen, dem Nachbarn, und nichts kommt heraus, außer Frust und Ärger.
Wir fragen uns, soll ich es wirklich noch einmal versuchen?
Die Antwort des Evangeliums wäre, ja, versuche es noch einmal, vielleicht auf andere Weise, vielleicht mit mehr Zurückhaltung oder mehr Engagement oder mehr Klarheit. Vielleicht mit mehr Gebet und Gottvertrauen, mit der Überzeugung, dass er an deiner rechten Seite, an deiner Seite , ist. Neue Versuche brauchen oft Fantasie und nicht immer wieder das gleiche Vorgehen, nicht so zu tun, wie man immer tut.
Sich Ratschläge zu holen, gemeinsam zu überlegen, wie es gehen könnte, ist wichtig. Und sich vor Gott hinzustellen und zu sagen: ich bin mit meinem Latein am Ende, ich stehe mit leeren Händen vor dir Gott, mache mich offen für die Möglichkeiten, die du mir zeigen willst. Schicke mir Menschen, die mich auf eine andere, neue Spur bringen. Vielleicht kommt dann etwas Ungewöhnliches heraus, etwas mir Fremdes, aber vielleicht doch Zielführendes.
Jesus erschien den Jüngerinnen und Jüngern noch einmal, und sie warfen die Netze noch einmal aus, auf der rechten Seite, der Seite Gottes. Und siehe da, sie hatten Erfolg und sie begriffen wieder ein Stück mehr, was geschehen ist. Er ist auferstanden, er lebt. Seine Hartnäckigkeit hatte Erfolg. Mit Gottes Hilfe ist es gelungen.
Ich wünsche ihnen solche Erfolgserlebnisse für ihr Leben, gerade jetzt in der Corona Krise, wenn sie es noch einmal versuchen. Mit Gottes Hilfe kann es gelingen!
Amen.