Gedanken zur "Dreifaltigkeit"

Dass wir uns sprachlich ausdrücken können, gehört ganz wesentlich zu unserem Menschsein. Es ist einfach so, dass wir das, was uns wichtig ist, das was wir erleben, das was uns bedrückt oder erfreut, in Worte fassen und anderen "mit-teilen" möchten.
Dabei erfahren wir aber auch, wie schwierig es sein kann, gerade für das Wichtige und Bedeutsame im Leben die richtigen Worte zu finden.
Immer ist unsere Sprache auch Missverständnissen ausgesetzt. Oft bleiben wir hinter dem zurück, was wir eigentlich sagen möchten. Unsere Worte kommen uns dann vor wie armselige Krücken.
Und trotzdem: Wir dürfen diese Versuche uns sprachlich auszudrücken nie aufgeben. Weil es immer noch besser ist, auf Krücken zu gehen, als überhaupt nicht.
Wir feiern heute den "Dreifaltigkeitssonntag".
Wir reden über Gott, den wir den "dreifaltigen Gott" nennen. Wenn uns jemand fragt, was wir Christen denn meinen, wenn wir Gott den "Dreifaltigen" nennen, es wird uns nicht leicht fallen es verständlich zu erklären.
Es gibt sprachlich besonders Begabte: "Sprachkünstler", wie Dichter oder Philosophen - im Reden über Gott sind es die Theologen. Diese versuchen in manchmal sehr langen und komplizierten Abhandlungen die Dreifaltigkeit in Worte zu fassen. So ein Versuch kommt im Hochgebet des heutigen Festes vor. Und das klingt so:
"Mit deinem Sohn und dem Heiligen Geist bist du der eine Gott - nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens... wir beten an die "Sonderheit" in den Personen, die "Einheit" im Wesen, die gleiche "Fülle" in der Herrlichkeit..."
Hoch theologische Formeln sind das, gescheit aber schwer verständlich.
Unser Reden von Gott - das muss uns klar sein - bleibt immer ein Versuch, ein Stammeln. Wir werden Gott nie ganz erfassen können. Er bleibt ein Mysterium, ein Geheimnis.
Trotzdem dürfen wir - und müssen wir - "von Gott reden". Tun wir es nicht, "verschweigen" wir Gott, dann werden wir "gott-los". - Und eine "gottlose" Welt mag ich mir nicht vorstellen. Sie wäre mir zu leer, zu trostlos, zu kalt und wenig vertrauenswürdig.
Wie können wir verantwortungsvoll "von Gott reden"?
Ohne dass wir uns hinter theologischen Formeln verstecken, oder leere Worthülsen verwenden?
Manchmal ist vielleicht ein ehrfurchtvolles "Schweigen" mehr sein als wortgewandtes Reden.
Unser Reden von Gott sollte ehrlich sein.
Wenn dich heute jemand fragt: Warum sprecht ihr Christen vom "Vater, Sohn und Heiligen Geist?"
Was meint ihr mit dem "dreifaltigen Gott"?
Wie würdest du antworten?
Wenn ich vom "dreifaltigen" Gott rede, möchte ich zuerst von Jesus reden - den wir "Sohn Gottes" nennen.
Wenn ich von Jesus rede, rede ich von einem Menschen.
Einem besonderen Menschen, der die Begabung hatte, uns durch seine Art zu leben und das Leben zu deuten, den "Himmel" zu öffnen. Durch seine Worte, seine Gleichnisse, auch durch seine Taten und Wunder wollte er uns "Gott" nahebringen: seinen "Gott", den er vertrauensvoll seinen "Vater im Himmel" genannt hat.
Als "Vater unser im Himmel" - so dürfen auch wir Gott ansprechen. Dazu hat Jesus uns ermutigt.
Wenn ich also von "Gott" rede, meine ich - so wie Jesus es uns nahegebracht hat - eine, liebende, väterliche" Macht, der wir am Herzen liegen, wie einem guten Vater seine Kinder. Oder - genauso gültig - eine "mütterliche" Macht, die in ihrer Liebe, für ihre Kinder nichts mehr möchte, als dass es ihnen gut geht, an Leib und Seele.
"Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen!"-sagt die Stimme aus dem Himmel bei der Taufe Jesu.
Jesus "hört" sie, diese Stimme. Was sie ihm sagt wird ihm zu seiner innersten Gewissheit.
Jesus erfährt sich als "Sohn Gottes", als "Kind" des Vaters im Himmel.
Als "Sohn" Gottes sehen ihn auch seine Jünger - weil er in seiner Art "ganz der Vater" ist.
"Wer mich sieht, sieht den Vater" - sagt er selber einmal.
Und wenn ich vom "Heiligen Geist" rede, dann meine ich diese Kraft, die uns "beisteht", die uns begleitet auf unserem Lebensweg.
Ich meine mit "Heiligem Geist" das, was mich nicht in Ruhe lässt, was mich "bewegt", belebt, was mich "begeistert" und antreibt in meinem Leben.
Ich meine mit dem Heiligen Geist eine Kraft, die mir Mut macht festzuhalten an der Vision von einer gerechten, friedlichen und menschlichen Welt.
Die mich aber auch aushalten und durchhalten lässt, in einer unvollkommenen Welt. -
Das meine ich - in etwa - wenn ich vom dreifaltigen Gott rede.
Ich weiß, auch mein Reden ist nicht mehr ist als ein Versuch. Niemand kann Gott, den "Dreifaltigen", ganz begreifen.
Aber trotz aller Unsicherheiten, auch trotz mancher Zweifel, die ich ja auch kenne, bin ich bereit zu sagen: Ich "glaube" an die "Dreifaltigkeit", die im Tiefsten ja eine "Einheit" ist:
Gott - "Vater, Sohn und Heiliger Geist." - in "Einem".
Amen.