"Nehmt nichts mit..."

„Nehmt nichts mit, keinen Geldbeutel, keine Vorratstasche, keine Schuhe…“- Ich weiß nicht, wie das für jemanden klingt, der vielleicht gerade am Packen ist für den Urlaub. „Nehmt nichts mit…“
Wer kennt nicht die Qual der Wahl, wenn man vor dem leeren Koffer steht und entscheiden muss, was man jetzt wirklich mitnehmen soll. Oft ist es dann das Verkehrte, meistens aber sowieso zuviel.
Jesus schickt seine Jünger nicht in den Urlaub.
Bei ihm geht es um etwas anderes.
Er sendet sie aus, mit einem konkreten Auftrag:
„Sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe!“
Und nichts sollte sie hindern, diesen Auftrag zu erfüllen. An dem, „wie sie daherkommen“, sollte schon etwas von ihrer Botschaft erkennbar sein.
„Nehmt nichts mit, kein Geld, keine Vorratstasche, nicht einmal Schuhe.“ - Was bleibt denn dann noch? – Nur sie selbst, so wie sie sind. Und darauf, so verstehe ich das, will Jesus hinaus. Auf dich kommt es an, so wie du bist.
Du bist gefragt – und du bist genug.
Du brauchst keine aufwendige „Ausrüstung“.
Diese kann eher hinderlich sein, für das, worauf es ankommt. Nämlich: einander zu begegnen, frei und offen, wohlwollend und wohltuend. Mit einer friedlichen Absicht sollst du kommen. - „Friede diesem Haus!“
Es geht darum, an die Menschen heranzukommen, auf eine Art, die keine Angst macht, sondern guttut.
Auf eine Art, die nicht verletzt, sondern heilsam ist.
Unsere Art Menschen zu begegnen ist oft mit Angst besetzt und mit Misstrauen: was will der oder die von mir? Schnell sehen wir andere – vor allem „Fremde“ – als eine Gefahr. Wir begegnen ihnen „feindselig“. Wir trauen ihnen nicht. Wir müssen uns absichern. Wir müssen gerüstet sein, für alle Fälle. Die gefüllte „Vorratstasche“ und der gut bestückte „Geldbeutel“ geben uns Sicherheit, meinen wir.
Jesus meint: lass dieses von Angst getriebene Gehabe. Du bist und hast genug.
So sollten wir den Menschen begegnen:
Sanft, gewaltlos, arglos, ohne Bedenken – wie „Schafe“ – sollten wir uns unter die Menschen trauen, in denen wir manchmal böse „Wölfe“ vermuten.
Mit den „Schafen“ verbinden wir Friedfertigkeit, Gutmütigkeit und Zusammengehörigkeit, während die „Wölfe“ für Grausamkeit und Mordlust stehen.
Wenn Jesus seine Jünger wie „Schafe“ unter die „Wölfe“ schickt, dann mit der Erwartung, dass die Vision des Propheten Jesaja sich erfüllt: „dass eine Zeit kommt, in der „Wölfe“ und „Schafe“ friedlich beieinander weiden“.
Das wäre der Anfang einer neuen Welt.
Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes:
„Friede diesem Haus!“ – „Friedensbringer“ sollen wir sein. Das soll unser erstes und wichtigstes Anliegen sein.
Und als „Friedensbringer“ sollten wir uns zeigen, in unserem Umgang, in unserem ganzen Verhalten.
Und so kann etwas vom „Reich Gottes“ erfahrbar werden.
Wie weit weg wir davon sind, das erfahren wir gerade in diesen Tagen wieder ganz schmerzlich.
Viele werden „ausgesandt“. – „Nehmt nichts mit“ – das Gegenteil geschieht: „aufgerüstet“ und „ausgerüstet“ mit den schrecklichsten Waffen, werden Soldaten „ausgesandt“ – aber nicht um „Frieden“ zu bringen, sondern „Tod“ und „Verderben“.
Und doch bleibt das Anliegen Jesu gültig, auch seine Erwartung an uns. Wir sind seine „Ausgesandten“, heute.
Wir können lernen, uns darin „üben“: aufeinander zuzugehen, ohne Angst, ohne Waffen, ohne den anderen von vornherein misstrauisch und feindselig zu betrachten. Wir können aufeinander zugehen, mit dem festen Wunsch: „Friede diesem Haus!“ – Und mit „diesem Haus“ meinen wir eigentlich unsere ganze Welt, die wir ja miteinander „bewohnen“.
Je mehr wir uns darin „üben“, uns dafür „rüsten“ Frieden zu bringen - in dieses gemeinsame Haus“ - desto näher ist uns das „Reich Gottes“.